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Steinflieg
Steinflieg, © J.G. Friebe
Steinflieg
Steinflieg, © J.G. Friebe

Forschungsprojekte 2014

Forschungsprojekte 2014

Im Jahr 2014 unterstützte die inatura folgende Forschungsprojekte

Fächerübergreifende Projekte

Naturmonografie Wildnisgebiet Samina- und Galinatal
Dipl.Geol. Rudolf Staub / RENAT AG / BZG (Schaan / FL)
 
Durch die naturräumliche Ausgangslage ist im Samina- und Galinatal im Grenzbereich zwischen Liechtenstein und Vorarlberg eine beeindruckende Naturlandschaft entstanden. Dank ihrer Schroffheit und Abgeschiedenheit blieb sie in ihrer Ursprünglichkeit bewahrt und stellt so einen starken Gegensatz zu den nur wenige Kilometer entfernten, stark anthropogen beeinflussten Ballungsgebieten von Alpenrheintal und Walgau dar. Die Förderung einer frei ablaufendenden natürlichen Dynamik wird auch im Naturschutz zunehmend als Strategie verfolgt. Wildnisgebiete schaffen dabei eine wichtige Ergänzung zum eher konservierenden Naturschutz in den bisherigen Naturschutzgebieten. Das Samina- und Galinatal ist ein ideales Modellgebiet um die naturkundliche Bedeutung von Wildnisgebieten aufzuzeigen. Dazu sollen die Naturwerte im Detail erfasst und im Rahmen einer Monografie aufbereitet werden. Gleichzeitig wird damit eine wesentliche Grundlage für die zukünftige Wildnisdiskussion in Liechtenstein und Vorarlberg geschaffen.

Botanik / Mykologie

Biodiversität epiphytischer Diatomeen historischer Herbarbelege der inatura
Mag.Dr. Doris Gesierich (Innsbruck)
 
Werden Wasserpflanzen herbarisiert, so werden automatisch die darauf aufgewachsenen Kieselalgen mitarchiviert. Da jene sensibel gegenüber Umweltbelastungen reagieren, können sie als historische Grundlage zur Erhebung des Artenspektrums sowie zur Rekonstruktion der Wasserqualität von Fließgewässern herangezogen werden. Vor allem in Gewässern, die nicht von Steinsubstrat dominiert sind, können Aufwuchsdiatomeen wertvolle Zusatzinformation zur Bewertung der Gewässersituation liefern. Im Projekt werden anhand 60 historischer Belege aus der Sammlung der inatura etwaige Unterschiede in der Besiedlung einzelner Wasserpflanzenarten und der Rote-Liste-Status der vorgefundenen Diatomeen erarbeitet sowie die Belastungssituation der untersuchten Gewässertypen zum Zeitpunkt der Probennahme beschreiben.
 

Kartierung von Großpilzen (Ascomyceten, Basisiomyceten und Myxomyceten) sowie Sammlung und Bestimmung von Pilzen zur Erstellung eines Herbariums
Werner & Isabella Oswald (Frastanz)
 
Eine intakte Pilzflora ist für die Vorarlberger Wälder existenziell wichtig. Das Forschungsprojekt ist deshalb nicht nur für den Naturschutz von größter Bedeutung, die Ergebnisse können auch im Bereich der Forstwirtschaft vielfältig verwendet werden.

Zoologie

Barcoding der Schmetterlinge Vorarlbergs
Mag.Dr. Peter Huemer (Absam / Tiroler Landesmuseen)
in Kooperation mit iBOL (International Barcode of Life), University of Guelph, Canada
  
Mindestens 1,5 Mio. Tierarten sind bis heute weltweit beschrieben worden und vermutlich deutlich über zwanzigtausend kommen in Vorarlberg vor. Die eindeutige Bestimmung dieser Arten ist einerseits eine Grundvoraussetzung für alle mit Naturthemen Befassten und zählt zu den Kernaufgaben naturrelevanter Fragestellungen, wird aber andererseits durch den bedrohlichen Mangel an Spezialisten zunehmend in Frage gestellt. Besonders routinemäßige Determinationsarbeiten sind vielfach nur von wenigen Experten durchführbar. In den letzten Jahren haben sich genetische Methoden als die bedeutendste Alternative bzw. Ergänzung zur klassischen morphologischen Bestimmungsarbeit der Taxonomen herauskristallisiert. Die Forschungsinitiative iBOL (International Barcode of Life), zentriert an der Universität Guelph in Kanada, will daher für sämtliche Organismen in einer öffentlichen Datenbank genetische Signalsequenzen weltweit verfügbar machen. Über diese meistens arttypischen "Fingerabdrücke" sollen Arten zukünftig bestimmt werden können. Dazu nötig ist erster sicher bestimmter Grundstock der einzelnen Arten als Vergleichswert für zukünftige Bestimmungen.
 

Rote Liste der Köcher- und Steinfliegen Vorarlbergs
Dr. Wolfram Graf (Universität für Bodenkultur)
 
Die inatura ist  gemäß § 1 (3) Naturschutzverordnung zur Erstellung von Roten Listen verpflichtet. Wolfram Graf ist anerkannter Spezialist für diese Insektengruppen und derzeit der einzige Fachmann in Österreich, der diese Aufgabe vollständig und zufriedenstellend erledigen kann.
 

Die Zikaden Vorarlbergs
Mag.Dr. Werner Holzinger (Ökoteam Graz)
 
Die Zikaden Vorarlbergs sind bislang sehr schlecht untersucht. Die einzige umfassende Publikation stammt aus dem Jahr 1946. Bislang sind 211 Zikadenarten aus Vorarlberg bekannt. Die tatsächliche Artenzahl ist vermutlich zumindest doppelt so hoch. Im Rahmen von 18 Personentagen sollen ein breites Spektrum der Lebensräume mit verschiedenen Methoden zikadenkundlich untersucht werden, um ein modernes Arteninventar zur Zikadenfauna Vorarlbergs erstellen zu können. Zudem können Aussagen zum Vorkommen naturschutzfachlich wertbestimmender Arten in den bearbeiteten Lebensräumen und Flächen getroffen werden.
 

Zur aktuellen Situation ausgewählter FFH-Schmetterlingsarten in Vorarlberg
Mag. Kurt Lechner (Weerberg) und Mag. Alois Ortner (Stans)
 
Als Mitglied der Europäischen Union hat sich Österreich verpflichtet, Maßnahmen zum Schutz und Erhalt von Tier- und Pflanzenarten von gemeinschaftlichem Interesse zu ergreifen. Dazu gehört nicht nur eine Überprüfung der aktuellen Verbreitung der betroffenen Arten, sondern auch die Ausarbeitung gezielter Artenschutzkonzepte. Um den Richtlinien der EU zu entsprechen, ist es sinnvoll die aktuelle Situation (Verbreitung, Gefährdung, Erhaltungsmaßnahmen) der in den beiden Anhängen gelisteten Arten darzustellen.
 

Wirbellose im Moor – Das Fohramoos aus einer neuen Perspektive
Mag. Johannes Schied und Mag. Jasmin Klarica (Innsbruck)
 
Das Fohramoos wurde als Europaschutzgebiet (Natura2000-Gebiete) ausgewiesen. Über sein Kleintierfauna ist jedoch nur wenig bekannt. Im Projekt werden ausgewählte Tiergruppen der Wirbellosen-Fauna erhoben und in Bezug auf ihre Bindung an den Lebensraum Moor bewertet. Die Artenzusammensetzung dieser Tiergruppen charakterisiert den Ist-Zustand des Gebiets und dient als Basis für eine langfristige Beobachtung (Monitoring). Die Daten und Erkenntnisse können zudem zum Vergleich mit anderen Mooren herangezogen werden. Nicht zuletzt trägt die Studie zur faunistischen Erforschung naturschutzrelevanter Gebiete in Vorarlberg bei.
 

Erhebung der Verbreitung des Seefrosches im Vorarlberger Rheintal. Aufbereitung aktueller Amphibien-Daten aus dem Rheintal (seit 2008)
UMG Umweltbuero Grabher (Bregenz)
 
Der Seefrosch (Pelophylax ridibundus) war in Vorarlberg ursprünglich nicht heimisch. Die osteuropäische Art wurde 1984 erstmals in der südlichen Rheinebenen dokumentiert. Im Rahmen der Erhebungen zur Roten Liste wurde der Seefrosch vor allem im südlichen Rheintal nachgewiesen. Inzwischen hat er sich weiter Richtung Norden ausgebreitet. Die Zunahme des Seefrosches ist aus naturschutzfachlicher Sicht problematisch. Der Seefrosch beeinflusst das Fortpflanzungsystem des Wasserfroschkomplexes negativ und kann Teichfrosch und Kleinen Wasserfrosch verdrängen. Für andere heimische Amphibien ist die konkurrenzstarke, schnell wachsende Art als ernst zu nehmender Fressfeind anzusehen. Informationen über das Vorkommen sind Voraussetzung, um negative Auswirkungen auf heimische Arten abschätzen zu können.
 

Monitoring: Brutpaare des Weissstorchs in Vorarlberg
Reto Zingg (Ebnat-Kappel / CH)
 
Der Weissstorch ist eine Schirmart für die Ökosysteme in der Talebene Vorarlbergs. Aus dessen Situation kann au den Bestand weiterer Arten geschlossen werden. Der Verein Rheintaler Storch nimmt den Brutbestand des Weissstorchs in Vorarlberg professionell auf. Der Bericht und die Daten werden an Horstbetreuer, an Bird Life Österreich, an die Schweizerische Vogelwarte Sempach, sowie an die Gesellschaft Storch Schweiz geliefert, welche die Beobachtungsresultate in ihrem Bulletin publiziert.
 

Populationsrelevante Einflüsse von Biogas-, Grünmüllanlagen und ehemaligen Deponien auf die Vorarlberger Corvidenfauna: historische und rezente Entwicklungen
MMag.Dr. Markus Böckle (Wien)
 
Die Zunahme der kulturfolgenden Corvidenarten wird mit der Reduzierung unberührter natürlicher Umgebungen in Verbindung gebracht, die meistens mit einem erhöhten Futterangebot durch z.B. Deponien, überfahrene Tiere und landwirtschaftliche Betriebe einhergehen. Zusätzlich wird von Naturschützern vermutet, dass auch die jagdrechtlichen Verordnungen, die laut wissenschaftlichen Untersuchungen zu allgemein formuliert sind, mitverantwortlich für den Populationsanstieg sind. Um den Zusammenhang jagdrechtlicher Bestimmungen sowie die kulturlandschaftliche Entwicklungen von Mülldeponien vor allem in Bezug auf die Abfallwirtschaft mit der Zunahme von Corviden zu analysieren, sollen in diesem Projekt sowohl historische Verbreitungsdaten als auch neue Kartierungen bestimmter Corvidenarten (Corvus corone, Corvus cornix, Corvus corax) erhoben werden.
 

Wiederholung des Bestandsmonitorings Klostertaler Bergwälder
Dipl.Biol. Georg Willi (Mauren) / BirdLife Vorarlberg

Monitoring in Fortführung des Projekts: Bestandesaufnahme ausgewählter Vogelarten im Natura 2000-Gebiet Klostertal
Die letzte flächige Aufnahme ausgewählter Vogelarten, die in Anhang I der EU-Vogelschutzrichtlinie verzeichnet und hauptsächliches Schutzgut des Natura 2000-Gebietes Klostertaler Bergwälder sind, hat vor rund 20 Jahren stattgefunden. Im Rahmen eines Wald-Wild-Bewirtschaftungskonzeptes ist vorgesehen, in den Klostertaler Bergwäldern eine auf die Ziele des Natura 2000-Gebietes abgestimmte Holznutzung durchzuführen. Für die Verträglichkeitsabschätzung werden die Vögel neu kartiert. Eine solche Aufnahme kann auch Hinweise für eine rücksichtsvolle Bewirtschaftung geben. Besonders interessant ist eine zusätzliche Vogelaufnahme nach Durchführung der Bewirtschaftung im Sinne einer Erfolgskontrolle.

Erdwissenschaften

Integrating geodiversity and biodiversity data in Vorarlberg – a pilot study
Dr. Leo de Graaff (RFASE, Broek op Langedijk / NL)
 
Geologische Landformen haben signifikanten Einfluss auf den Bewuchs und damit auf die Biodiversität eines Gebiet. Wie sich der Landschaftswandel auf die Lebewelt auswirkt, soll in dieser Pilotstudie evaluiert werden.
  

Geomorphologische Kartierung 1:10.000
Dr. Leo de Graaff (RFASE, Broek op Langedijk / NL)
 
Die Arbeitsgruppe um Leo de Graaff / Universität Amsterdam führt in Vorarlberg seit über 40 Jahren geomorphologische Kartierungen im Maßstab 1:10.000 durch. Die geomorphologische Kartierung ist Grundvoraussetzung für das Verständnis der spät- bis nacheiszeitlichen Prozesse, die das Bild unserer Landschaft prägten. Sie hilft, dieses Geschehen im Detail zu erfassen und dient darüber hinaus als Hilfsmittel für angewandte Fragenstellungen in Raumplanung, Forstwirtschaft und Naturschutz.
 

GIS research programme Vorarlberg
Dr. Leo de Graaff (RFASE, Broek op Langedijk / NL)
Dr. Harry Seijmonsbergen (Universiteit van Amsterdam : Betreuung von Diplomarbeiten)
 
Die Ergebnisse der geomorphologischen Kartierung werden für die digitale Kartenerstellung aufbereitet. Gleichzeitig erleichtern GIS-Funktionalitäten das Erkennen von morphologischen Strukturen, die im Gelände infolge von Bebauung und Bewirtschaftung nur schwer fassbar sind. Datenmaterial aus Vorarlberg fließt dabei in innovative Studien der Universität Amsterdam, die in internationalen Fachzeitschriften publiziert werden.
  

Die Höhlenbären der Gauerblick-Höhle
Mag. Lana Laughlan (Dornbirn)
 
Seit einigen Jahren war bekannt, dass sich in einem Schacht der Gauerblick-Höhle Knochen von Höhlenbären befanden. Eine C14-Datierung einer Probe ergab ein Datum von älter als 50.000 Jahre vor heute. Die inzwischen geborgenen Höhlenbärenknochen könnten wegen ihres relativ hohen geologischen Alters und der Nähe zu den Sulzfluhhöhlen auf Schweizer Grund der im Jahre 2004 errichteten Art Ursus ladinicus angehören. Sollte sich das als richtig erweisen, wäre nicht nur ein weiterer Fundort dieser Art entdeckt sondern auch der erste Nachweis dieser Art in Vorarlberg. Noch interessanter wäre die Lage, wenn die Funde aus der Gauerblickhöhle der Art Ursus spelaeus eremus zuzuordnen wären. Das gleichzeitige Auftreten von U. ladinicus und U. s. eremus wäre für die Diskussion über den systematischen Status der beiden Bärentaxa (Art oder Unterart) von immenser Wichtigkeit. Alters- und DNA-Analysen sollen zur Klärung dieser Frage beitragen.
 

Revision der Unterkreide-Korallen Vorarlbergs
Dr. Rosemarie Baron-Szabo (Smithsonian Institution, Washington / USA)
 
Die Korallen gehören zu den bisher wenig beachteten Fossilgruppen Vorarlbergs. Vereinzelte Funde wurden nur grob bestimmt. Dennoch besitzt die inatura eine repräsentative Sammlung von Korallen der Unterkreide aus Örfla-Formation, Schrattenkalk und Garschella-Formation. Sie soll einer kritischen Revision unterzogen werden. Ergänzt wird die Studie durch Schrattenkalk-Korallen am Walsermuseum Riezlern sowie Dünnschliffe in Privatbesitz. Die Arbeiten erfolgen in Zusammenarbeit mit der Smithsonian Institution, Washington, DC (USA) und dem Senckenberg Institut, Frankfurt a/Main (D).
 

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